Im Natura 2000 Flyschgebiet Breitenbach führten die bayerischen Staatsforsten Ende April und Anfang Mai 2022 „Maßnahmen zur Pflege des Schutzwaldes“ durch. Dazu wurden im Steilgelände mit sehr labilem Flyschuntergrund über zwei Seilbahntrassen zuvor eingeschlagene Baumstämme ins Tal transportiert.
Das Holz wurde aber nicht, wie im Hochglanzprospekt der Forstbehörde beschrieben, vorbildlich durch die Luft transportiert, sondern in großen Bereichen über den Waldboden geschleift.
Etwa 50 alte Bergahorne, Buchen und Fichten wurden durch Fixierung mit Stahlseilen oder beim Abtransport der Stämme so stark an ihrer Rinde beschädigt, dass sie vermutlich in den nächsten Jahre absterben werden.
Das Zugseil der Seilbahn im Tal wurde nicht an einer mobiler Seilbahnstütze befestigt, sondern um mehrere Bäume ohne Schutzmatten fixiert. Auch wurden mit der Motorsäge breite Kerben oder faustdicke Löcher zur Fixierung der Stahlseile in die Stämme lebendiger Waldbäume gesägt.
Auf einer Strecke von ca. 30 Metern wurden im Bachbett des Breitenbaches große Mengen an Fichten- und Buchenstämme gelagert. In einer Höhe, die weit über das Niveau der angrenzenden Forststraße hinausragte. Bei Starkregen hätte dies zu einem enormen Wasserrückstau geführt. Ein Mitarbeiter des Forstbetriebs Schliersee versicherte uns, dass die Stämme dort nur kurzfristig tagsüber lagerten, abends das Bachbett wieder freigeräumt und das Holz anderswo gelagert würde, so dass keine Gefahr einer Verklausung bestünde.
Für uns unverständlich: Am Samstag, 30. April, wurde den ganzen Tag Holz gearbeitet und im Bach gelagert. Wenn dieses Holz nun abends abgeholt wird, wo kam dann am Sonntag, 1. Mai, als nicht gearbeitet wurde, das auf den Fotos gezeigte Holz im Bachbett her?
Nur ein paar Tage später, einige Kilometer vom Tegernsee entfernt, hat es am Donnerstag, 5. Mai in Saulgrub bei Garmisch Patenkirchen, nach einem Starkregen eine gigantische Überschwemmung mit einem Todesopfer gegeben. Genau das hätte vom 30. April auf den 1.Mai im Breitenbachtal auch passieren können. An beiden Tagen hat es geregnet.
UNSERE EINSCHÄTZUNG
Wir halten die Holzbringung mit Seilbahnen nicht grundsätzlich für schlecht. Irgendwie müssen die Baumstämme ja ins Tal. Mit vorhandenen technischen Möglichkeiten, wie Schutzmatten, mobilen Seilbahnstützen oder der Doppelschlitten Technik hätten die Schäden deutlich reduziert werden können. Von der, in Hochglanzprospekten beschriebenen „vorbildlichen Schutzwaldpflege“ unserer Bergwälder sind die bayerischen Staatsforsten aber weit entfernt. Die vorbildliche Pflege bedeutet einen höheren Zeitaufwand und mehr Achtsamkeit. Dies schmälert aber kurzfristig den Gewinn.